„Heute ist perfektes Foto-Wetter!“, freut sich Marina am Weg zum vivihouse in der Nordmanngasse. Sie trifft sich heute mit dem Architekten Nikolas Kichler, um ein paar aktuelle Fotos zu machen und mit ihm über den einzigartigen Holzbau im Donaufeld zu sprechen.
Seit August 2020 steht das innovative Holzhaus bereits im Donaufeld und mag bei manchen Spaziergänger*innen sicher schon für verwunderte Blicke gesorgt haben. Ein Holzhaus? Mitten auf dem Donaufeld?
„Hallo Marina. Schön, dass du da bist.“, begrüßt Nikolas Kichler Marina beim Eingang zum Grundstück. Über den geschotterten Zugangs-Weg nähern sie sich dem Haus, das so ganz anders aussieht als alle anderen Häuser in der Nachbarschaft. vivihouse ist ein Baukastensystem, mit dem sich mehrgeschossige Gebäude aus ökologischen Materialien den individuellen Vorstellungen entsprechend verwirklichen lassen. Bei vivihouse kann jede*r von der Planung über die handwerkliche Umsetzung bis hin zur Instandhaltung je nach persönlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten Hand anlegen. Einzelne Gebäudeelemente können vorproduziert und dann auf der Baustelle in kurzer Zeit zusammengesetzt werden. Beim vivihouse kümmert sich ein eigener Verein um die Instandhaltung und Weiterentwicklung des Prototyp-Hauses. Nikolas und seine Vereins-Kollegen Mikka und Paul Adrian sieht man des Öfteren am Haus herumtüfteln.
„Allein der Name vivihouse wirft sicher einige Fragen auf. Wie kam es zu dem Namen?“, fragt Marina interessiert. „Der Name vivihouse leitet sich von ‚konvivial‘ ab – einem Begriff, den der österreichische Philosoph Ivan Illich 1973 geprägt hat. In seinem Buch ‚Tools for conviviality‘ kritisierte er den unbedachten Gebrauch von Werkzeugen und plädierte dafür, Technologien so zu entwickeln, dass sie dem Leben dienen, anstatt es zu belasten. Illich forderte daher, den Menschen selbst wieder die Werkzeuge zu geben, die ihr Recht garantieren, mit unabhängiger Effizienz zu arbeiten‘. Frei nach Ivan Illich: Wird es für jeden möglich, mehrgeschoßige Gebäude aus erneuerbaren Rohstoffen selbstbestimmt, kreativ und bedürfnisorientiert zu errichten, dann kann man das als ‚konvivial‘ bezeichnen. vivihouse eben!“, erklärt Nikolas den Gedanken hinter der Namensgebung.
„Und warum habt ihr dieses Haus gerade hier errichtet? Das ist ja nur ein Prototyp, richtig?“, hakt Marina nach. „Das vivihouse wurde 2017 im Rahmen eines Forschungsprojekts entwickelt. Nach einer Planungsphase und mehreren Bauworkshops wurde 2018 der erste eingeschossige Prototyp in Pernitz in Niederösterreich gebaut. Dieser Prototyp wurde 2020 demontiert und in diesen finalen dreigeschossigen Prototyp integriert. Ein wesentlicher Teil des Projekts war daher die Standortsuche. Dies war ein sehr ereignisreicher Prozess, der einige Verzögerungen nach sich zog. Schließlich brachte uns die IBA_Wien – das ist die „Internationale Bauausstellung“ – mit dem wohnfonds_wien in Kontakt, wodurch wir auf dieses Grundstück in der Nordmanngasse stießen, bei dem wir auch seinen Status als Stadtentwicklungsgebiet spannend finden.“, berichtet Nikolas über den Planungsprozess.
Marina ist fasziniert von der Architektur und schießt eifrig Fotos aus allen Himmelsrichtungen und von allen Details am Haus, die sie entdeckt. Die beiden nehmen schließlich auf der sonnigen Terrasse Platz und plaudern weiter. „Wie war das Ankommen für euch hier in der Nachbarschaft?“, will Marina wissen. „Einer aus unserem Team ist in Floridsdorf zur Schule gegangen – ein anderer kommt aus der benachbarten Donaustadt, ein weiterer hatte bereits ein Projekt auf einer Zwischennutzungsfläche in der Seestadt Aspern durchgeführt. Es war daher keine große Hürde, bis wir uns hier angekommen gefühlt haben. Rund um die Bauverhandlung haben wir viele der unmittelbaren Nachbar*innen kennengelernt. Während des Bauprozesses wurde uns mit Strom- und Wasseranschlüssen geholfen. Wir schätzen die persönlichen Gespräche, die Aufgeschlossenheit, den Austausch, auch über die Geschichten und Aktivitäten im Donaufeld. Lass uns doch einmal ins Haus hineingehen, dann zeig ich dir noch einmal alles ganz genau.“, schlägt Nikolas vor und öffnet die orange Eingangstür zum vivihouse.
Marina und der Architekt erkunden gemeinsam den Innenraum im Erdgeschoss, der sich mit seinen großen Fensterscheiben zum Stadtentwicklungsgebiet öffnet und das Obergeschoß, das vom Verein genutzt wird. „Wow….wirklich ein tolles Haus.“ Marina ist beeindruckt und erkundigt sich gleich für ihre Architektur-afinen Freund*innen: „Wie können interessierte Leute euch eigentlich erreichen?“ „Wir haben natürlich eine Website mit unseren Kontaktdaten. Wir arbeiten auch daran, dass das vivihouse für andere Nutzungen zur Verfügung stehen kann. Unsere Kooperation mit dem GB* Stadtteilmanagement Donaufeld ist schon mal ein super Schritt in diese Richtung.“, erzählt Nikolas.
„Ah spannend, das Team der Gebietsbetreuung Stadterneuerung werde ich demnächst hier im vivihouse besuchen kommen. Toll, dass sie an fünf Tagen die Woche hier sind, damit man mit ihnen über das Stadtentwicklungsgebiet sprechen kann! , so Marina. „Danke für die tolle Führung Nikolas! Ich schick dir dann die Fotos. Bis bald!“
